… oder ein ganz normales Wochenende in Kiel
Letztes Wochenende war Halloween. Und es war Zeitumstellung. Wie merkt ihr euch, ob die Zeit nun im Herbst vor oder zurück gestellt wird? Eine meiner Tanten hat dafür einen Merksatz mit Gartenstühlen, die das eine Mal im Jahr vor’s und das andere Mal hinter’s Haus gestellt werden – so ganz genau habe ich ihn nicht begriffen. Eine logische Erklärung für mich wäre: im Frühjahr wenn das Wetter schöner wird stellt man die Stühle vor das Haus um zu beobachten, was in der eigenen Straße so los ist (ergo man stellt die Uhr vor). Im Winter ist draußen kaum mehr was los, deshalb kann man die Stühle genauso gut wieder hinter’s Haus stellen (ergo man stellt die Uhr zurück).
Ich merke mir das so: im Herbst, wenn es draußen ungemütlich und kälter wird bleibt man gerne länger im Bett und die Zeitumstellung schenkt einem sogar eine Stunde mehr um unter der warmen Decke zu kuscheln. Im Frühjahr ist es dann dementsprechend anders herum.
So oder so: wir haben Winterzeit, oder für Freunde einer beliebten Serie:
„Winter is coming“.
(Zwischennotiz am Rande: Gerade habe ich auf meine Uhr geschaut und musste schmunzeln. Von wegen Winterzeit, sie ist in der Sommerzeit stecken geblieben und hat mir für einen Moment einen leichten Schock versetzt.)
Aber zurück zum letzten Wochenende. Das haben wir nämlich in Kiel verbracht. Ein guter Freund (meines Freundes) hat seinen 30. Geburtstag gefeiert und dazu eingeladen. Nach der langen entbehrungsreichen Zeit, zumindest was die sozialen Kontakte angeht, fühle ich mich in großer Runde direkt überfordert. Dieser besondere Freundeskreis besteht bereits seit Jahren und hat sich über die Zeit und persönliche Veränderungen hinaus einen guten Kontakt zueinander bewahrt. Es war also selbstverständlich, dass für den Geburtstag die Freunde aus ganz Deutschland zum Feiern in Kiel zusammen gekommen sind. Gemütlich saßen wir Samstagabend in großer weitgereister Runde im „Jan & Hein & Klaas & Pit“ zusammen, einem Craft-Beer Restaurant, das ich vom Bier her nicht beurteilen aber kulinarisch sehr empfehlen kann.
Und weil bei einigen von uns unverständlicherweise nach Zapfenstreich noch reichlich unverbrauchte Energiereserven vorhanden waren (das können nur die U30-Leute gewesen sein , die sind noch jung und fit und sollen erstmal in mein Alter kommen… 😛 ) ging es danach erst richtig los. Ich kann mich nicht einmal erinnern, wann ich das letzte Mal in einem Club war, vor dem ich noch dazu in langer Schlange darauf warten musste hereingelassen zu werden.
Etwas schockiert habe ich im ersten Moment bestimmt den jungen Mann in der Schlange hinter mir angeschaut, der mit sichtlichen Abschürfungen und roten Flecken im Gesicht dort stand – „Der arme Kerl, mit wem hat der sich den geprügelt?“ hab ich mir gedacht. Bis mir aufgefallen ist, dass er nicht der einzige war, der sichtlich ramponiert und gleichzeitig guter Dinge vor dem Club herumlief und es dämmerte mir: Halloween!
Nach einer ganzen Weile Warten im Regen und dem Beobachten einer Brigade an blutverschmierten, narbenversehenen, behörnten Nachteulen durften wir den Club betreten. Noch mehr Menschen auf engstem Raum – sehr gewöhnungsbedürftig! Gleichzeitig fühlte man sich wie in der Zeit zurück versetzt und war wieder 18, es lief immer noch exakt die gleiche Musik wie damals. Während wir so zu den Backstreet Boys am „Abzappeln“ waren (oder wie sagen das die coolen Kids heutzutage?) und bedacht am 100% alkoholfreien Gin&Tonic nippten wurde mir noch eines klar: dank Zeitumstellung würde die Nacht sogar noch eine Stunde länger dauern. Wir sind also tatsächlich in der Zeit zurück versetzt worden, wenn auch nur um eine Stunde. Und diese gewonnene Stunde verbrachte ich nicht, wie anfangs so schön beschrieben, gemütlich eingekuschelt im Bett, sondern zwischen Vogelscheuchen und Zombies in einem stickigen Raum bei lauter Musik. Ach was soll’s: es hat sich gelohnt.
Es war ein schöner Abend in bester Gesellschaft mit, und das sage ich als Neuling in der Gruppe, tollen guten Freunden, die mir alle innerhalb der letzten zwei Jahre bereits sehr ans Herz gewachsen sind.
Wir ließen das Wochenende am Sonntag in kleinerer Runde gemütlich ausklingen, wanderten gemächlich die Kiellinie entlang, tankten dabei Herbstsonne und genossen die gemeinsame Zeit.
Schön war’s 🙂
Ich musste beim Namen der Bar schmunzeln und ganz spontan fiel mir der Shanty ein, den Santiano noch bekannter gemacht hat. „Alle , die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein. Jan und Hein und Klaas und Pit, die haben Bärte, die haben Bärte, die fahren mit.“
Ach, daher kam mir der Name so bekannt vor