Der August ist Urlaubszeit und dank Kind und Krippenschließzeiten haben wir uns dieses Jahr dem Strom der Reisenden angeschlossen und eine Woche Urlaub auf dem Bauernhof gebucht. Im Gegensatz zu unserem Elternzeiturlaub (dessen Bericht ich immer noch nicht fertig gestellt habe, ich weiß – tut mir sehr leid) war die Anfahrt erfrischend kurz.
Der ausgesuchte Bauernhof war in der Nähe von Inzell im Chiemgau gelegen. Eine riesige Auswahl an Tieren gab es nicht, doch für unser Krümelchen hat es gereicht. Das Highlight waren definitiv die drei Hasen. Das waren aber auch besonders kuschelweiche Exemplare. Sehr „süß“, wie unser Krümelchen inzwischen sagen kann. Außerdem gab es noch zwei Ponys, Hühner (von denen wir nur eines zu Gesicht bekommen haben), Katzen (angeblich, die hatten wohl bessers zu tun, als auf dem Hof rumzuhängen) und einige Kälber.
Bei bestem Sommerwetter haben wir es uns gut gehen lassen. Da man über das Wetter ja bekanntlich immer jammern kann: etwas zu warm war es für unseren Geschmack. Doch wir haben es super getroffen, lediglich in der Nacht gab es manchmal einen Regenschauer, tagsüber stand unseren Ausflügen nichts im Wege.
Mein großer Wunsch war eine kleine Wanderung in den Bergen. Deshalb sind wir gleich am ersten Tag mit der Gondel auf den Hochfelln raufgefahren. Herrlich, das Panorama, das man von dort hat, inklusive Blick auf den Chiemsee. An dem Tag hatte unser Krümelchen auch noch Freude an der eigens mitgebrachten Kraxe und hat uns neugierig über die Schulter geschaut. Spontan haben wir beschlossen, von der Berg- zur Mittelstation zu wandern, obwohl der Weg von oben etwas schmal aussah. Für uns alleine wäre das überhaupt kein Problem gewesen, doch für das zweite Mal überhaupt mit der Kraxe auf dem Rücken war es schon eine Überlegung. Wir haben es gemacht und sind sehr froh darüber gewesen. Die Aussicht unterwegs war sehr schön und die Hälfte der Strecke ist unser Krümelchen dann sogar selbst gelaufen. Da war ich mächtig stolz auf sie, denn es war die erste kleine Wanderung für sie und sie hat es toll gemacht. Schnell hatte sie den Dreh raus, wie sie bergab über die Steine steigen und wie sie ihre Füße aufsetzen muss, um einen sicheren Halt zu haben. Natürlich ist sie trotzdem an der Hand gegangen, dafür war der Weg zu steinig und seitlich ging es teilweise steil die Böschung hinunter. An der Alm bei der Mittelstation angekommen gab es dann Mittagessen, eine Erfrischung und Live-Musik zur Unterhaltung – und mit einem schlafenden Krümelchen auf dem Arm ging es zurück zum Auto im Tal.
Am zweiten Tag war die Kraxe schon nicht mehr so interessant und selbst laufen hat einige Überredungskünste gebraucht. Erst nach einer ganzen Weile stellen wir fest, dass Krümelchen ein kleines Steinchen im Schuh hatte und deshalb nicht laufen wollte. Verständlich. Wir hatten uns für eine Rundwanderung zum Frillensee bei Adlgaß entschieden. Eine schöne, einfache Wanderung durch den schattigen Wald an einem Bach entlang und einmal um den See, wo man im klaren Wasser unzählige Fische beobachten kann. Leider hatten wir nicht daran gedacht vorher nachzuschauen, ob das Gasthaus Adlgaß am Montag auch offen hat – hatte es natürlich nicht. So blieb die ersehnte Erfrischung am Ende der Wanderung aus, dafür gab es in Inzell noch ein leckeres Eis.
Leider haben wir es nicht geschafft, lange genug aufzubleiben bzw. in der Nacht nochmal aufzustehen um uns die Perseiden anzuschauen, den Sternschnuppenschauer des Monats August. Den gibt es jedes Jahr um den 11./12. August herum. An meinem ersten Abend auf dem Bauernhof, als wir abends noch eine Weile auf dem Balkon zusammensaßen, habe ich vier Sternschnuppen gesehen. Für einen richtigen Sternenhimmel war es leider etwas zu hell und nach den doch etwas anstrengenden Tagen fehlte die Motivation, sich abends nochmal in ein Lichtschutzgebiet auf den Weg zu machen oder den Wecker für 2 Uhr nachts zu stellen. Beziehungsweise muss ich mich korrigieren: der Wecker war gestellt, aber wir haben uns dann einfach wieder umgedreht.
Dafür sind wir am dritten Tag vor dem Sonnenaufgang aufgestanden. Ich habe bei meinem letzten Lieblingsbild ja erzählt, dass wir es uns zur Tradition gemacht haben, einmal im Urlaub an einem schönen Ort den Sonnenaufgang anzuschauen. Nun war natürlich die Frage: machen wir das, trotz oder besser auch mit Kind? Die Antwort ganz klar: ja! Wir haben uns also den Wecker für irgendwas zwischen 4 und 5 Uhr morgens gestellt. Für mich war die Frage, wie unser Krümelchen wohl mitmachen würde. Von knatschig sein über ein müdes, unbegeistertes Gesicht habe ich mit vielem gerechnet. Auf das Herunterfallen des Handys oder der Uhr meines Mannes nach dem Weckerklingeln kam vom Bett des Krümelchens ein erstaunlich waches „Papa aua“ – ganz so, als hätte sie schon eine halbe Stunde wach gelegen und nur darauf gewartet, dass etwas passiert. Schlafen wollte sie nicht mehr, lieber „aufsteh’n!“ – eines ihrer neuen Lieblingswörter. Also sind wir mit einem bestens gelaunten Krümelchen aufgestanden und an einen vorher rausgesuchten Ort in der Nähe gefahren, um uns den Sonnenaufgang anzuschauen. Spektakulär war es nun nicht wirklich, dafür hätten wir vermutlich sowohl weiter fahren, als auch ein Stückchen gehen müssen. Trotzdem war es ein schönes Erlebnis, gemeinsam im Kofferraum sitzend zu frühstücken, mit Blick auf die umliegenden Hügel und einen kleinen Fischteich, der auf den Bildern im Internet um so viel größer aussah, als er es in Wirklichkeit war. Wir haben noch die Kühe beim Gang vom Melken auf die Weide beobachten können und haben uns dann auf den Weg in Richtung Königsee gemacht. Denn da war uns klar: je früher man dort ist, desto besser.
Wir schafften das Schiff um 8:30 Uhr und fuhren gemütlich nach Salet, um von dort aus zum Obersee und zur Fischunkelalm zu wandern. Trotz der frühen Uhrzeit war schon mehr los, als ich gedacht hatte. Und leider lief der Tag nicht so gut weiter, wie er begonnen hatte. Unser Krümelchen hatte weder viel Lust auf die Kraxe noch auf ausgiebiges Laufen und dafür starke eigene Vorstellungen, wie der Tagesablauf sein sollte. Das bedeutete viele Überredungskünste, viel Singen („Papa sing Falala“) und viel Geschrei, als sie nach einer Abkühlung im Obersee wieder aus dem Wasser kommen sollte. Letzteres hat sie so gar nicht eingesehen, noch weniger das Wieder-anziehen-müssen. Die Diskussionen haben nicht gerade heilend zu meiner stärker werdenden Migräne beigetragen und am Ende tat mir mein Mann sehr leid, der mit seinen beiden Frauen alle Hände voll zu tun hatte und versucht hat, irgendwie noch das Beste daraus zu machen. Das Ende vom Lied: wir haben die Fischunkelalm nicht mehr erreicht, sondern sind vorher wieder umgekehrt. Ich war froh, dass ich irgendwie den Weg zurück, die Schifffahrt und die Autofahrt überstanden habe und mich endlich in der Ferienwohnung ins Bett legen konnte. Unser Krümelchen war froh, wieder zurück zu sein und im Bett schlafen zu können und mein Mann war sicherlich erleichtert über ein bisschen Ruhe und Regenerationszeit für sich.
Nach einem entspannten Morgen und ausgiebigem Frühstück machten wir uns am vierten Tag auf den Weg nach Salzburg mit dem Ziel, ein bisschen durch die Stadt zu schlendern. Die Parkplatzsuche kostete einige Zeit, aber zum Schluss hatten wir einen Platz gefunden und konnten starten. Wir ließen uns treiben, warfen einen Blick in ein paar kleine Läden und beobachteten die Leute im Mirabellgarten. Den Sightseeingmarathon ließen wir aus und heben ihn uns für ein anderes Mal auf. Kurzum: wir ließen es uns in Salzburg einfach gut gehen, ganz ohne Hektik. Dafür mit einem entspannten, leckeren Mittagessen, Live-Musik im Park und Eiskaffee zum Abschluss.
Die restlichen zwei Tage waren weniger ausgefüllt, als die bisherigen. Wir bzw. unser Krümelchen nutzte den Sandkasten auf dem Bauernhof und hat fleißig Sandkuchen gebacken, geschaukelt und die Hasen beobachtet und gestreichelt. Es war ganz angenehm, ein bisschen in den Tag hineinleben zu können.
In Reuten, ganz in der Nähe unseres Bauernhofs, war „Gartenfest“ des Trachtenvereins Siegsdorf. Ich habe es in Anführungsstriche gesetzt, da der Begriff „Gartenfest“ irreführend sein kann. Für uns war er das. Meine Schwägerin hat uns bereits Monate zuvor von dem Gartenfest erzählt, da es eine schöne Gelegenheit wäre, um sich zu treffen. Klar, wenn wir schon in der Gegend sind. Erwartet haben wir eine Gruppe aus mehreren Biertischgarnituren, vielleicht auch noch einen Stand mit Bratwürstchen und einen Kuchenverkauf – mit viel Glück. Überrascht wurden wir allein schon von einem riesigen Parkplatz nebst Einweisern, hunderten Besuchern, zwei Hüpfburgen, Tanzfläche, Spanferkel und einem großen Angebot an Speis und Trank. Nach einem sehr ruhigen Vormittag für uns, ganz ohne Trubel, waren wir erst einmal von dem Aufgebot überfordert. Wir verbrachten einen schönen Abend mittendrin, mit leckerem Spanferkel, Goaßlschnalzen (bei Bedarf bitte nachschlagen, ich kann es beim besten Willen nicht anschaulich genug erklären), Musik und netten Leuten. Und Krümelchen war auch glücklich, dass sie Zeit mit ihrer Cousine verbringen konnte.
Zum Abschluss habe ich noch eine warme Empfehlung für alle Freunde der Süßspeise: In Inzell gibt es ein Kaiserschmarrncafé, das einen Besuch absolut wert ist. Es gibt eine sehr abgespeckte Speisekarte: Kaiserschmarrn, Punkt. Dazu eine Auswahl an hausgemachten Limonaden und Getränken ohne Schnickschnack. Einen Cappuccino oder ähnliches sucht man vergebens, dafür ist der Kaffee handgebrüht. Und die Limonaden sind sehr lecker und erfrischend.
Nachdem ich euch nun noch den Mund wässrig gemacht habe (tut mir leid für alle Fleischfans, ich habe heute kein Foto vom Spanferkel für euch) bleibt mir nur noch mein Urlaubsfazit:
Den Tapetenwechsel habe ich dringend gebraucht, um den Alltag und die Arbeit hinter mir zu lassen und mental abschalten zu können. Es hat gut getan, mal wieder in den Bergen zu sein, das hatte mir ein bisschen gefehlt. Die Entscheidung für einen kleinen, familiären Bauernhof – keinen „Event-Bauernhof“ oder „Glamour-Bauernhof“ war genau richtig und gerade in Krümelchens Alter völlig ausreichend. Richtig entspannend und erholsam war für uns alle allerdings erst die Woche Urlaub zuhause, die wir im Anschluss gemeinsam verbracht haben. Da war einfach alles da, was man braucht. Krümelchen hatte sich sehr auf zuhause gefreut und war happy, wieder in ihrem Bett schlafen zu können. Und wir Großen auch. So schön es war: wir müssen uns noch etwas daran gewöhnen, dass Urlaub mit Kleinkind einfach anders ist. Erwartet haben wir das, es war ja auch nicht unser erster Urlaub als kleine Familie, doch es war anstrengender, als gedacht. Klar, wenn der Mittagschlaf nicht mehr so unproblematisch im Kinderwagen oder in der Trage umzusetzen ist, wenn das Zimmer zu hell ist, um schnell einzuschlafen und das Kind am liebsten alles „selbern“ machen möchte, aber die Umsetzung noch nicht immer klappt. Genossen habe ich die ruhigen Momente auf dem Balkon mit Blick auf die Berge, lauer Sommerluft und meinem Buch. Das Sternegucken und sich noch lange unterhalten. Auch Krümelchen im Zimmer zu haben, die morgens von ihrem Bett zum großen Bett angetapst kommt, um noch zu kuscheln, habe ich sehr genossen. Genauso wie ihre Freude beim Wandern am ersten Tag und die vielen kleinen, wunderschönen, besonderen Momente als Familie, die man im Urlaub so erlebt. Und nicht zu vergessen: der Kaiserschmarrn.
Hier geht es übrigens zum Noch-nicht-fertiggestellten-Bericht des Elternzeiturlaubs:
Ganz herzlichen Dank für die Einblicke in euren diesjährigen Urlaub und vor allem für die Fotos, die eure Erlebnisse, Eindrücke und Ausblicke widerspiegeln. Sie sind wunderschön.
Wie du schon geschrieben hast, es ist toll und meist auch erholsam Zeit in einer anderen Umgebung zu verbringen, Ausflüge zu machen, sich auf Neues einzulassen, andere Landschaften zu erkunden, aber auch sehr schön wieder zu Hause zu sein.