Mit meiner Patentante kam ich bei ihrem letzten Besuch auf ein Thema meines Englandblogs: den Vorsatz, jeden Monat zumindest eine neue Sache auszuprobieren.
Ich hatte das ein wenig aus den Augen verloren. Im Ausland tut man sich damit leicht. Man befindet sich außerhalb der Komfortzone und wird ständig mit Neuem konfrontiert. Hier zuhause ist der Alltag wieder eingekehrt, die Strukturen ergreifen einen und halten einen fest und es kostet oft Anstrengung, sich von ihnen zu lösen. Sie geben Halt, sie sind vertraut.
Meine Tante hat mir das Thema wieder in Erinnerung gerufen und mich zum Nachdenken angeregt.
Kulinarisch gesehen wage ich mich gerne und häufig in neue Gewässer. Ich liebe es neue Rezepte auszuprobieren und zu experimentieren, das Standardrepertoire wird mir oft langweilig. Erst letzten Sommer habe ich selbstgemachte Sommerrollen für mich entdeckt. Auf den Versuch des Brokkolikuchens hätten ich und auch meine Tante und mein Partner sicherlich verzichten können… immerhin wird dieses gemeinsame Erlebnis noch in vielen Jahren für ein Schmunzeln bei uns sorgen. Daraus habe ich gelernt, das nächste Mal probiere ich lieber die Sauerkraut-Schokoladen-Muffins.
Wenn man das also nicht zählt, was habe ich neues gewagt?
Ich probiere aktuell die Maltechnik „Acrylic Pouring“ aus. Auf Videos im Internet sahen die Ergebnisse so toll aus und die Umsetzung so einfach, das wollte ich auch machen. Seitdem hat es mich ein paar Nerven und eine Achterbahn der Emotionen von „Ja, wow“ bis zu „So ein Mist“ gekostet. Und einiges an Farbe und Leinwänden dazu. Die Ergebnisse waren bisher für meinen inneren Perfektionisten nicht zufriedenstellend und es ist noch ein weiter Weg zum Ziel: ein großes Leinwandbild für den Flur eines Freundes. Das momentane Problem bei der Sache: im frischen Zustand ist das Ergebnis „Ja, wow“ und sobald es vollkommen getrocknet ist leider „So ein Mist“. Im Zweifel liegt der Fehler erst einmal bei der Anwenderin – mir. Ich werde das schon noch meistern.
Viel weitreichender beim Ausprobieren neuer Dinge ist da meine letztjährige Entscheidung, meinen bisherigen Job zu kündigen und eine neue Stelle in einem anderen Arbeitsfeld zu beginnen. Wenn das mal nicht der Inbegriff vom Verlassen der Komfortzone ist. Es hat sich richtig angefühlt und ich bin sehr gespannt und neugierig darauf, was mich nun alles erwartet. Gleichzeitig werde ich dadurch mit sehr viel Neuem auf einmal konfrontiert. Ein anderer Arbeitgeber, neue KollegInnen, neue Arbeitsabläufe… das ist viel zu verarbeiten und es gibt einiges zu lernen. Die letzten Monate habe ich am neuen Arbeitsleben quasi nur geschnuppert, in Kürze steige ich wieder richtig ein. Das gibt wieder eine neue Struktur und einen anderen Planungs- und Abstimmungsbedarf des Familienlebens.
Deshalb sind wir auch gerade mit unserem Krümelchen in der Krippeneingewöhnung, eine weitere Neuerung in unserem Alltag. Das fängt schon damit an, das nun an fünf Tagen die Woche der Wecker auf einmal wieder klingelt. Manche mögen diese Aussage belächeln, für mich ist das nach zwei Jahren Zuhausesein eine Umstellung. Komisch ist es dann erst Recht, wenn man das Kind zum ersten Mal in fremde Hände gibt und geht. Ich bin richtig stolz auf die Kleine, wie sie damit umgeht, und ebenso stolz auf mich selbst. Es ist ein gutes Zeichen, dass ich gerade entspannt an meinem Schreibtisch sitze, den Blick hin und wieder über das sonnenbeschienene Feld und den blau-weiß-melierten Himmel schweifen lasse und an diesem Blogbeitrag schreibe. Ich genieße die Freiheit und weiß, dass die Kleine in guten Händen ist und jede Menge Spaß hat. Das ist ein schönes Gefühl.
Und während ich darüber schreibe, dass ich zumindest einmal im Monat etwas Neues ausprobieren möchte, kann man gar nicht richtig aufzählen und fassen, was unser Krümelchen alles lernt und erlebt, jeden Tag. Ich bewundere ihre ansteckende Freude, ihre Energie und ihre kindliche Neugierde, mit der sie jeden Tag angeht und meistert. Wenn sie mal wackelig auf den Beinen ist oder nicht weiterkommt, holt sie sich Hilfe. Und wenn sie hinfällt, steht sie wieder auf. Davon können wir Großen uns oftmals eine dicke Scheibe abschneiden.
Ihr habt euerm Krümelchen von Beginn an eine heimelige, liebevolle und entspannte Wohlfühl-Umgebung geboten – auch in Zeiten, die mal „stressig“ waren. Und deshalb geht sie selber entspannt die neuen Abenteuer an (mal eine Weile ohne Mama und Papa mit anderen Kindern spielen uvm.)
Bzgl. „Kuchen, die die Welt nicht braucht“ hab ich ja auch einen Beitrag: Rote-Beete-Kuchen! Ich glaub, das war bislang der einzige Kuchen, den wir zur Hälfte entsorgt haben. Wir dachten halt: Es gibt ja Gelbe-Rüben-Kuchen (saftig und lecker), dann ist ein Rote-Rüben-Kuchen auch was. Falsch gedacht. Sehr falsch!
Bzgl. spezieller Gebäck-Kreationen kannst du deine Tante ja mal nach dem Rezept für die Knoblauch-Nuss-Kekse fragen 😉