Himbeersommer – das klingt nach dem Titel einer leichten Urlaubslektüre. Die Art Buch, das man am Strand liegend liest, analog, damit der E-Book-Reader keinen Sand abbekommt. Ein Buch, das einen zwar intellektuell nicht fordert, aber ein angenehmes Gefühl hinterlässt.
Vielleicht sollte ich mir diese Gedanken merken und in meinem Ideenbuch notieren – das nebenbei bemerkt auch noch ganz analog und altmodisch aus Papier besteht. Hin und wieder blättere ich darin herum und entdecke meine Ideen wieder neu, die ich vor Monaten oder Jahren hineingeschrieben habe.
Himbeersommer.
Der Wind zerzauste ihre Haare und spielte mit einzelnen Strähnen, während sie auf der alten Holzschaukel auf und ab schaukelte. Auf und ab, immer wieder. Der knorrige Apfelbaum, an dessen kräftigem Ast die Schaukel befestigt war solange sie denken konnte, bot angenehmen Schutz vor der Nachmittagssonne. Die Luft war erfüllt vom herben Duft nach Lavendel und der samtigen Süße dutzender reifer, saftiger Himbeeren...
Seit wir hierher gezogen sind, ist der Sommer eng verknüpft mit der Ernte unzähliger unglaublich leckerer Himbeeren. Unsere Vormieter haben wohl ein kleines Karree mit entsprechenden Pflanzen angelegt, die uns nun von Ende Mai bis Anfang November mit Beeren in Hülle und Fülle versorgen. Kein Wunder, dass unser Krümelchen inzwischen genau weiß, wo diese Leckerbissen im Garten zu finden sind und sich gerne zum Naschen an uns vorbeischleicht.
Vielleicht denkt ihr jetzt: ach, kein Wunder, dass sie vor lauter Himbeerernte, Marmeladekochen und Kuchen backen nicht zum Schreiben kommt.
Da muss ich euch enttäuschen. Die Himbeeren, die ich vor unserem Krümelchen retten konnte lagern momentan abgewogen (fast 3kg) im Gefrierschrank und warten darauf, weiter verarbeitet zu werden.
... Sie genoss die Leichtigkeit, das Flattern im Magen und versetzte sich mit geschlossenen Augen in ihre Kindheit zurück. Wie sie morgens durch das taufrische Gras durch den Garten lief, am Ende das quietschende Tor zur Obstwiese öffnete, sich auf die Schaukel setzte und vom Fliegen träumte. Oft solange, bis ihre Mutter sie ungeduldig aus der Ferne rief... "Josefine!" Sie schrak aus ihrem Tagtraum hoch und rutschte dabei fast vom Schaukelbrett. "Jo - se - fi - ne!" Die Stimme duldete keinen Widerspruch und keine Trödelei.
Leider habe ich die letzten Wochen auch nicht vor lauter Bucharbeiten meinen Blog vernachlässigt. Alltag in den verschiedensten Facetten hat mich vereinnahmt, sodass mir die Energie und Muße zum Schreiben gefehlt haben. Davon möchte ich euch auf jeden Fall noch berichten, damit ihr zumindest einigermaßen auf dem aktuellen Stand seid. Aber nicht jetzt.
Jetzt möchte ich den Alltag kurz Alltag sein lassen. Es ist Montag und ich sitze an meinem mal wieder chaotisch gewordenen Schreibtisch. Meine Eltern würden vielleicht sagen: typisch. Ich mag Ordnung. Vor allem habe ich gerne Platz um mich auszubreiten und suche ungern nach Dingen, auch wenn ich nicht schlecht im Suchen bin. Das macht vielleicht die Übung… Irgendwie hat sich wieder allerhand auf meinem Schreibtisch angesammelt, wie eine kleine Collage und Zusammenfassung der letzten Wochen. Da ist Geschenkpapier, das ich für diverse Geburtstagsgeschenke benötigt habe, leere Bögen Klebesterne, ein Überbleibsel einer kleinen Aufmunterungsbastelei für unser Krippenpersonal. Dazwischen finden sich Dankeskarten, die noch geschrieben werden müssen, Parktickets und jede Menge Notizzettel.
Normalerweise hätte ich vorhin den Schreibtisch erst aufgeräumt, bevor ich mich an den Laptop gesetzt hätte, denn wie gesagt: ich mag Ordnung. Ich brauche Ordnung. Doch vielleicht wäre ich dann wieder nicht zum Schreiben gekommen und ich wollte doch einfach mal den Alltag Alltag sein lassen.
Wann machen wir das schonmal ganz bewusst? Dem Alltag die Zunge rausstrecken, die kalte Schulter zeigen und sich einen Moment Auszeit gönnen? Ich meine damit nicht, dass man übers Wochenende wegfährt oder lange plant, wann man sich ein bisschen Wellness gönnt. Ich meine damit: innehalten, die Gedanken zur Ruhe kommen lassen, die To-Do-Liste links liegen lassen und einfach den Augenblick genießen. Ob man sich beim Einkaufen in einem Café noch einen Cappuccino gönnt und ganz in Ruhe eine Zeitschrift durchblättert, nach dem In-die-Krippe-bringen der Kinder noch entspannt ein paar Seiten liest oder sich die Zeit nimmt, vor der Arbeit noch eine Schale Himbeeren zu pflücken, über die man sich den restlichen Tag im Büro freut.
Mir hat das die letzten Wochen häufig gefehlt. Ich war schonmal besser darin, mir diese Zeit einzuräumen. Diese Momente geben mir Energie und Kraft und das nötige Mindset, um den Alltag gelassener zu meistern.
Sie atmete tief durch. Gerne wäre sie ihrem Alltag noch einen Moment länger ferngeblieben. Sie ließ einen letzten Blick über die Bäume gleiten, die schwer an der Last ihrer Früchte trugen. Leere Holzkisten stapelten sich in einer Ecke, bereit für die Ernte. Doch noch war es nicht an der Zeit. Das Tor schloss sich geräuschlos hinter ihr und sie kehrte zurück in die Realität.
Wie wunderbar. Die Geschichte. Der Einblick im deine Welt.
Wie wunderbar.
Ich fange während des Lesens an, mich auch selbst zu reflektieren und zu mir zu kommen.
Danke für diesen Beitrag!
Sehr gerne, liebe Sara.
Du kannst deinen Eltern ja mal einen Besuch abstatten und verlangen, dass du dir den Werkkeller anschauen darfst 😉
Wenigstens ein Elternteil hat sowas von wenig Grund „typisch“ zu lästern
Außerdem hab ich seit einiger Zeit einen Lieblingsspruch: „Kreative Menschen haben keine Unordnung – sie haben überall Ideen rumliegen“. Oh was hab ich viele Ideen ;-)))
Tolle Aufnahme mit der Himbeerschale! Da läuft einem gleich das Wasser im Mund zusammen. Vor allem, wenn man weiß, wie lecker eure Himbeeren sind 😉
Pflückt Krümelchen die Beeren in den Becher oder lieber gleich in den Mund?
LG
Plapp 😉
Vielen lieben Dank. 🙂 Krümelchen pflückt am liebsten aus dem Becher, denn das ist am einfachsten.