Einmal Mama…

Mama zu sein ist ein Vollzeitjob.

Irgendwie ist einem das klar, bevor das erste Kind auf der Welt ist, aber irgendwie auch wieder nicht.

Mama zu sein ist mehr als ein Vollzeitjob, denn man hört nicht nach acht Stunden auf Mama zu sein. Man ist auch am Abend Mama, wenn man nach einem langen Tag einfach Ruhe braucht. Genauso in der Nacht, früh morgens und (das kann mir meine Mama bestimmt bestätigen) man bleibt Mama, wenn die Kinder längst erwachsen sind.

Ich genieße das sehr. Wenn ich früher auf andere Kinder aufgepasst habe, habe ich mir gewünscht, dass ich auch einmal von kleinen Händen festgehalten und nicht mehr losgelassen werde. Dass mir ein kleiner Mensch freudestrahlend entgegen tapst und begeistert „Mama“ ruft, wenn ich nach Hause komme. Das alles ist noch um so viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.

Aber.

Erst kürzlich hatte ich eine Unterhaltung mit kinderlosen Freundinnen darüber, wie man das alles schafft. Schlafmangel. Krank sein mit Kind. Zeit für sich selbst nehmen. Davor hatte ich einen großen Respekt und keinerlei Vorstellung davon, was das mit mir macht, wie das wohl wird. Inzwischen kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen: es geht. Man wächst über sich hinaus und es werden Kräfte und Energien freigesetzt, von denen man bis dahin keine Ahnung hatte, dass sie da sind. Wichtig ist dabei jemanden an der Seite zu haben, auf den man sich verlassen kann. Ob das nun Partner/in, Familie oder andere Personen sind. Und Hilfe anzufordern und anzunehmen, wenn man sie braucht. An letzterem arbeite ich noch.

„Warte mal ab, mit Kind wird das alles gaaanz anders…“ ist ein beliebter Spruch, den man in der Schwangerschaft oft zu hören bekommt, mit einem gewissen Unterton im Sinne von: „Du stellst dir das so toll und einfach vor, aber warte mal ab, dann hast du keine Zeit mehr für dich und wie viel Arbeit das erst macht und wie anstrengend das ist, auch wenn sie ja süß sind und so goldig, aber es wird alles gaaaanz anders…“.

Na klar, stellt so ein kleines Wesen, das plötzlich von einem abhängig ist, die Welt auf den Kopf. In erster Linie in einem sehr positiven Sinne, denn das Leben wird reicher an wunderschönen, besonderen Momenten. Man darf selbst wieder Kind sein und die Umgebung mit den arglosen Augen eines Kindes wahrnehmen, das ist ein Geschenk. Man erlebt, wie dieser kleine, unbeholfene Mensch groß wird, die ersten Schritte macht und seinen Platz in der Welt findet.

Gleichzeitig suche ich selbst meinen Platz zwischen der Rolle als Mutter, als Partnerin und als Frau. Es ist ein stetiges Weiterentwickeln und Daran-arbeiten, dass nichts auf der Strecke bleibt und stellt für mich auch jetzt nach anderthalb Jahren noch eine Herausforderung dar. Oft bin ich auch überwältigt von den Gefühlen, niemandem vollends gerecht zu werden.

Step by step… – ein wiederkehrender Spruch, der mich begleitet und der Mut macht. So wie meine Tochter wackelig und hoch konzentriert ihre ersten Schritte macht und dabei bewusst einen Fuß vor den anderen setzt, genauso muss ich mich einfach auf den nächsten Schritt konzentrieren, und dann auf den nächsten, und… so weiter.

Wusstet ihr, dass man weit mehr als nur die Rolle der Mutter einnimmt? Man ist Clown, wenn man sich zum Affen macht um das Kind zum Lachen zu bringen. Man ist Bücherdoktor, wenn das Lieblingsbuch den Einband verliert oder eine Seite geknickt ist und man es wieder „ganz macht“. Man wird zum Entertainer, zum Klettergerüst und Trampolin, zur Expertin für Mittel gegen Tränen, Langeweile und das Nicht-schlafen-wollen. Man wird Geschichtenerfinderin, Lieddichterin oder perfektioniert das Nachahmen von Tierlauten.

Und bei all dem muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass man auch einfach „Ich“ ist und sein darf. Für mich bedeutet das mir Zeit für meine Kreativität zu nehmen. In Ruhe bei einer Tasse Cappuccino ein Buch zu lesen. Oder auch mal so etwas banales zu tun wie die Fingernägel bunt zu lackieren, ausgiebig zu baden oder zum Frisör zu gehen. Nur für mich.

Apropos Frisör: aus Frustration über meine Haare, die mir immer im Weg waren und aus Zeitmangel, mir jeden Tag eine ordentliche Frisur zu machen (den Pferdeschwanz hatte ich über) habe ich sie mir Anfang letzten Jahres kürzer schneiden lassen. Ich dachte, das wäre im Alltag einfach praktischer und pflegeleichter. In einem Punkt stimmt das: man hat weniger Haare zum Waschen und sie trocknen schneller. Dafür hielten in meinem Fall die Haare nicht mehr im Zopf, waren mir also noch mehr im Weg und gleichzeitig hätte ich noch öfter zum Frisör gehen müssen, damit die Frisur auch schön bleibt. Fazit: es war ein Fehler. Danach habe ich zufällig in einer Zeitschrift gelesen, dass der sogenannte „Mum-Bob“ ein typischer Anfängerfehler von neuen Müttern ist. Aus den gleichen praktischen Gründen. Wieder was dazu gelernt!

Bestimmt bekomme ich irgendwann wieder den Rappel und möchte etwas verändern. Für den Fall habe ich meinen Partner bereits instruiert und er wird mir den Bob hoffentlich ausreden und höchstens zu einer 3mm-Frisur raten. Die ist bestimmt nicht im Weg und nachrasieren kann ich selber. Aber erst im Sommer, aktuell ist es mir dafür zu kalt.


Eines möchte ich zum Schluss bzw. nach dem Schluss noch erwähnen, denn es ist nicht nur erwähnenswert sondern regelrecht anerkennenswert: ich schreibe heute von den vielen Rollen als Frau und insbesondere als Mama, denn ich bin nun mal beides. Einen eben solchen Beitrag haben die Papas verdient. Die Papas, die morgens als erstes aufstehen um in die Arbeit zu fahren. Die dort den ganzen Tag schaffen, um dann nach Hause zu kommen und für ihre Familie da zu sein. Die auch eine neue Rolle erfüllen, manchmal überfordert sind und dennoch versuchen, Kind und Frau zum Lachen zu bringen und den Alltag mit Humor zu nehmen. Die Papas, die Kinderkarussell, Handwerker und Komiker zugleich sind. Deren Schulter sowohl Trost spendet als auch zum Einschlafen einlädt. Die mit erstaunlich viel Ruhe, Geduld und Stärke Papa und Partner zugleich sind. Und die dabei auch „Ich“ sein dürfen. Danke für euch!

6 Replies to “Einmal Mama…”

  1. Das ist total rührend zu lesen, da geht einem das Herz auf. Und die Zeichnung ist wunderschön:)

    In der Grundschule hat mich eine Klassenkameradin mal gefragt, wie meine Mutter denn heißt. Meine Antwort: „Mutti“

  2. sehr amüsant nach einer Unterhaltung mit meinem Enkelsohn am Freitag beim Bus fahren.
    Er: „Oma, gell du bist keine Mama“ ich „Doch ich bin die Mama von deiner Mama, denn sie ist mein Kind“ Er:“ aber jetzt ist sie nicht mehr dein Kind, -oder????“ „Doch sie ist immer noch mein Kind“
    Hmmm erkläre mal dem Enkelsohn, dass dein Kind immer dein Kind bleibt und du ihn gerade einhütest um deinem Kind zur Seite zu stehen,( sagst du natürlich nicht laut). Die weitere Unterhaltung war mehr als amüsant, schließlich hat er auch noch eine Ur-Oma. Und sein Papa ist ja auch das Kind von …………..Dein Beitrag zaubert mir -auch in Erinnerung an diese Busfahrt, ein dickes Grinsen ins Gesicht.

    Liebe Grüße

    1. Das freut mich sehr, vielen lieben Dank für deine Anekdote. Die hat mir gerade ebenfalls ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. Dabei musste ich an eine Diskussion mit der Nichte meines Partners denken darüber, dass ihr Papa ja ihr Papa ist und es nur den einen Papa gibt. Dass ihr Onkel auch ein Papa ist, nämlich Krümelchens Papa, wollte ihr nicht so recht in den Kopf gehen. 🙂 Liebe Grüße

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