… oder: Jahreswechsel mit Walter, Hildegard und anderen guten Freunden
Habt ihr euch etwas für das neue Jahr vorgenommen? Klassische gute Vorsätze vielleicht wie „Mehr Sport machen“, „Gesünder Essen“ oder „Mir mehr Zeit nehmen“?
Wir haben den Jahreswechsel oben im Norden verbracht, gemeinsam mit guten Freunden. Zwischen leckerem Essen, lustigen Kartenspielen und Kinder beschäftigen kam die große Frage auf: was sind eure Vorsätze für das bevorstehende Jahr?
Gute Vorsätze scheinen nicht mehr „in“ zu sein, habe ich festgestellt. Wenn ich mir so Gedanken darüber mache stellt sich auch schon die Frage, was denn nun gute und schlechte Vorsätze sind und wer das bewertet. Ist es dem Alter geschuldet oder vielleicht der Erfahrung, dass wir uns nichts mehr vornehmen? Haben wir zu oft zu weit nach den Sternen gegriffen, uns direkt im Januar im Fitnessstudio angemeldet, uns nicht nur gesund sondern gleich von heute auf Morgen vegan ernährt, nur um festzustellen, dass wir es nicht durchgehalten haben?
Ich habe mir über die Weihnachtsfeiertage Gedanken darüber gemacht. Was möchte ich, was möchte ich für mich, was möchte ich ändern, was ist mir wichtig. Drei Dinge stehen auf meiner Liste, auf einem sonnengelben Zettel in großen, schwarzen Buchstaben. Jahreswechsel hin oder her, in den drei Bereichen möchte ich gerne etwas ändern. Konsequenter sein. Ihnen mehr Zeit in meinem Alltag einräumen.
„Warum soll ich mir etwas vornehmen, wenn ich es auch einfach gleich umsetzen kann?“
Ein sehr guter Gedanke, der in trauter Runde über Silvester ausgesprochen wurde und den ich mir mitgenommen habe.
Warum nicht einfach JETZT?
Vermutlich tun wir uns leichter mit einem festen Startpunkt. Morgen, am Montag, nächsten Monat, nächstes Jahr fange ich damit an. Bis dahin habe ich Zeit, mich gedanklich darauf einzustellen, vorzubereiten und vielleicht noch Gründe zu finden, doch nicht damit anzufangen. Bis dahin genieße ich die Zeit in meiner Komfortzone, wo es so schön warm und gemütlich ist, so vertraut. Hier fühle ich mich wohl und geborgen. Und das ist ja auch etwas Gutes. Doch hin und wieder müssen wir diese Komfortzone verlassen, um über uns hinauszuwachsen. Um nicht stehen oder stecken zu bleiben. Um nach den Sternen zu greifen.
Witzigerweise ging es gestern auch bei der Sprachnachricht einer Freundin um das Thema Vorsätze für das neue Jahr. Auch sie hatte sich darüber mit den Freunden unterhalten, mit denen sie Silvester verbracht hat.
Der Konsens dort: keine konkreten Vorsätze, aber der Wunsch nach mehr Achtsamkeit. Mehr Achtsamkeit in der Beziehung, mehr Achtsamkeit für den Gegenüber. Sich bewusst Zeit füreinander nehmen, den Fernseher ausgeschaltet lassen, das Handy außer Reichweite legen. Zuhören. Innehalten.
Das möchte ich für meinen Alltag.
Leicht umzusetzen ist das manchmal nicht. Gerade wenn der Kopf gerade voller Dinge ist, die man erledigen möchte oder meint, erledigen zu müssen. Wenn der Kopf gerade Bedenkenträger ist und die Leichtigkeit fehlt. Wenn man nur kurze, zeitlich beschränkte Momente in der Partnerschaft hat, die einem zur freien Verfügung stehen.
Gerade diese kurzen Momente zu füllen, auszudehnen und bewusst zu erleben ist die Kunst.
Kommen wir von diesem Gedankenspaziergang wieder zum Jahreswechsel im hohen Norden. Solche Tage mit guten Freunden sind jedes Mal sehr intensiv, schön und ausgefüllt. Da alle weit verstreut leben sieht man sich nicht sehr oft und genießt die gemeinsame Zeit umso mehr und bewusster. Es wird viel und herzhaft gelacht, man tauscht sich aus, führt ernsthaftere Küchengespräche. Beim Kartenspielen kann es schonmal passieren, dass Walter unter dem Tannenbaum landet und Hildegard auf der Vitrine sitzend vergessen wird. Das alles gehört dazu. Dazwischen gibt es gemeinsame Ausflüge auf den Spielplatz oder ruhige Spaziergänge in das Naturschutzgebiet um den nahen See. Zum Durchatmen, Ruhe genießen und Kraft tanken. Der Alltag ist dabei nebensächlich, den haben wir nämlich zuhause gelassen.
Sehr bewusst habe ich übrigens die Minuten um den Jahreswechsel wahrgenommen. Aufgrund der eingeschränkten Reichweite des Babyphons standen wir etwas abseits der restlichen Truppe auf den Stufen des Hauseingangs. Von dort aus konnten wir Arm in Arm das Feuerwerk beobachten und unser Erstaunen darüber teilen, dass unser Krümelchen den ganzen Lärm und Trubel einfach verschlafen hat.
Nach diesem abwechslungsreichen Start ins neue Jahr legten wir auf der Rückreise noch einen Zwischenstopp in Potsdam ein, um uns für einen weiteren guten Freund bewusst Zeit zu nehmen. Potsdam wächst mir langsam ans Herz mit den kleinen, originellen Läden im Holländischen Viertel, dem leckeren Käsekuchen und himmlischen Kaffee. Hier gibt es noch viel zu entdecken, zu erkunden und zu probieren, da bin ich mir sicher.
Tja, und jetzt hat uns der Alltag wieder. Mit allem, was dazu gehört. Mit allen Gedanken, aller Verantwortung und allen ToDos. Und mit all den wunderschönen, besonderen, kleinen Glücksmomenten.
Zuerst einmal (bevor ich es vergesse) wer sind Walter und Hildegard und was habt ihr den Ärmsten angetan? Der arme Walter unter dem pieksenden Tannenbaum verschollen und die Hildegard auf der Vitrine vergessen. 🙁 So geht das doch nicht.
Ich nehme mir übrigens auch nichts mehr vor fürs neue Jahr. Wird meistens sowieso nix draus. Was ich gerne verändern möchte, muss ich persönlich mit positiven Gefühlen (vor allem nach der Umsetzung) verbinden und daher gerne tun und möglichst schnell anpacken. Also tun wir es JETZT und freuen uns darüber!
Ich kann denke ich für Hildegard und Walter sprechen und sagen, dass es ihnen sehr gut geht. Oder sehr gut ging, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Aber ich werde nochmal ausführlicher von ihnen erzählen. Versprochen. 😉