Krümelchens Tagebuch

Liebes Tagebuch,

nach einer sehr erholsamen Nacht bin ich ausgeschlafen und guter Dinge aufgewacht. Ich habe mich mal wieder erfolgreich in Mama und Papas Bett geschmuggelt und habe den Platz, den man dort hat, richtig genossen. Man kann sich ausbreiten und sogar quer drin liegen. Herrlich! Keine Ahnung, was die beiden haben, von wegen an der Kante schlafen und so. Versteh einer die Großen.

Ich war also wach und wollte spielen und Aufmerksamkeit. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich morgens anstrengen muss, bis ich Mama oder Papa endlich so weit habe, dass einer mit mir aufsteht? Wenn alles zureden nichts bringt, hilft nur noch so zu tun, als wären sie ein Klettergerüst – wenn ich lange genug durchhalte, erbarmt sich einer. Sehr glücklich schauen sie dann nicht aus, dabei versuche ich sie durch mein Lachen und meine Energie anzustecken. Manchmal schaffe ich es, aber oft wirken sie doch noch etwas geschafft. Warum auch immer.

Kaum sind wir im Wohnzimmer angelangt, legt sich Mama schon wieder hin. Das Spiel verstehe ich nicht und finde es langweilig, deshalb bringe ich ihr meine Bücher und Rasseln und erzähle ihr einfach ganz viel. Sonderlich begeistert wirkt sie nicht – Papa nennt das „Morgenmüffel“, oder so ähnlich. Hauptsache, das ist nicht ansteckend.

Erst nach dem Frühstück und einer Tasse mit einer dampfenden, komisch riechenden Flüssigkeit ist Mama wieder ganz normal. Dann kann sie sogar lachen und redet mit mir. Das finde ich schön.

Ich gewöhne mich daran, dass es morgens etwas ruhiger zugeht und begnüge mich damit, ausgiebig meine Spielzeugkiste zu inspizieren und zu überlegen, mit welchem Spielzeug ich zuerst spielen soll. Gut, meistens merke ich, dass meine Bauklötze und meine Rassel einfach am besten sind, aber man weiß ja nie, ob man in den Tiefen der Kiste nicht nochmal etwas Neues findet. Danach drehe ich meine Runde durch’s Wohnzimmer, schaue, ob alle Pflanzen noch an Ort und Stelle (sprich: unerreichbar) stehen und prüfe den Holzofen (der ist innen immernoch dreckig). Einmal wollte ich helfen, habe die Seitentüre des Ofens aufgemacht und wollte gerade ein bisschen sauber machen, da kam Mama angelaufen und hat mich beiseite geschoben und geschimpft. Seitdem ist der Griff weg, das finde ich nicht fair. Verstehst du das?

Zum Schluss lande ich meistens an der Terrassentür. Um ehrlich zu sein, könnte ich ewig dort stehen und hinausschauen. Da tut sich so viel, dass es nie langweilig wird. Schöner noch ist es, wenn die Türe offen steht und ich rauskrabbeln kann. Das geht inzwischen wirklich gut, am Anfang hatte ich noch meine Schwierigkeiten mit der Schwelle. Freiheit! Der Wind bläst mir sachte durch die Haare, ein Gefühl, dass ich sehr gerne mag. Und diese Möglichkeiten: Treppenstufen zum Klettern, Kieselsteine, bei denen sich jeder etwas anders anfühlt – ob jeder anders schmeckt, konnte ich noch nicht hinreichend testen. Dann sind da noch diese bunten Blätter, die Mama Blumen nennt und die ich so gerne abzupfen würde, eines nach dem anderen, aber auch davon ist Mama nicht so begeistert. Manchmal können Eltern schon echte Spielverderber sein.

Nach einer Weile ist Papa heute dann auch aufgestanden, das hat mich riesig gefreut, ich hatte ihn schon vermisst. Am schönsten ist es einfach, wenn Mama und Papa beide bei mir sind. Auch wenn sie mich dann hin und wieder beide kitzeln und abknutschen. Eigentlich finde ich das ganz schön und revangiere mich mit großen Knutschern mit extra viel Sabber… äh… ich meine natürlich Liebe. Ganz viel Liebe!

Nach dem Frühstück habe ich nochmal ein kleines Nickerchen gemacht, bei Mama auf dem Arm. Das ist einfach schön und fühlt sich gut an. Da könnte ich ewig schlafen, so an sie oder Papa gekuschelt. Am liebsten habe ich es, wenn sie zum Einschlafen noch etwas singen. Da gibt es so ein Lied mit Fischen, das mag ich besonders gern und könnte ewig zuhören. Neuerdings fangen Mama und Papa aber jedes Mal selbst zu gähnen an, wenn sie das Lied singen.

Sonst war heute nicht so viel los, also nichts Besonderes. Obwohl, nachmittags waren wir alle drei im Garten. Da gab es einen großen Haufen Erde, zum Reinlegen. Was ich tatsächlich gemacht habe. Sagt man nicht so etwas von wegen „Eins mit der Natur“, wo auch immer ich das herhabe? Besser geht es nicht, als bäuchlings auf der Erde zu liegen, die Zehen darin zu vergraben und vielleicht, wenn keiner schaut, kann man dann ganz vorsichtig die Zunge rausstrecken und mal probieren, wie das schmeckt. Dafür muss man nur den richtigen Moment abpassen, sonst kommt man gar nicht erst zum probieren. Herrlich, so ein Nachmittag im Garten ist genau nach meinem Geschmack (hehe). Es gibt so viel zu erkunden und man kann in der Erde wühlen, Mama helfen, indem man ihr die Schaufel abnimmt und vor allem inspizieren, was die Großen da so alles machen. Aber weißt du, liebes Tagebuch, was am Allerschönsten ist? Wenn wir im Garten fertig sind nennt Mama mich „Dreckspatz“ oder „Erdferkel“ und dann darf ich in die Badewanne. Das rundet das Ganze noch richtig ab. Noch lieber als in der Erde zu buddeln plansche ich nämlich. Inzwischen habe ich auch raus, wie man es schafft, dass nicht nur ich nass bin sondern auch die nähere Umgebung.

Von dem ganzen Erkunden, Buddeln und Planschen war ich zum Schluss ganz schön müde. Darum geht es gleich ins Bett. Mit viel Zureden schunkelt mich Papa bestimmt noch ein bisschen durch’s Kinderzimmer. Ich freu mich schon.

3 Replies to “Krümelchens Tagebuch”

  1. Hallo Krümelchen,
    ich kann nur sagen: weiter so! Sowohl, was deinen Forscherdrang als auch, was das aufschreiben angeht!
    Es gibt sooo viel zu entdecken in diesem wunderschönen Leben, das vergessen wir Erwachsenen manchmal oder nehmen alles selbstverständlich: da ist es gut, dass du uns daran erinnerst und teilhaben lässt.
    Ob Live oder an dieser Stelle: ich freue mich schon sehr auf unsere nächste Begegnung. Dann musst du mir das mit dem Morgenmüffel mal genauer erklären, unter 4 Augen ;)))
    Bis bald! Elder

  2. Liebes Krümelchen 🙂
    Ich freue mich sehr sehr sehr, dass du jetzt auch in diesem Blog aktiv bist und uns so ganz persönlich aus deiner Sicht an deinem Leben teilhaben lässt.
    Ist einfach besser, wenn du das selber schreibst. Du hast ja schon gemerkt – Erwachsene reagieren oft seltsam. Und verstehen tun sie auch absolut nicht alles – absolut nicht. Aber die können echt nix dafür. Dafür haben sie (vor allem die, die sich Mama und Papa und Oma und Opa nennen) dich wirklich ganz doll lieb, und das nimm als ganz großes Geschenk an.
    Lass dich nicht abbringen vom Erkunden und Buddeln und Planschen. Aber sei doch vorsichtig – es ist halt leider oft so: Wenn deine Eltern ernst werden und sowas wie „Vorsicht!“ rufen, dann solltest du doch auf sie hören. Denn manchmal ist das Entdecken leider auch mit einer gehörigen Portion „Aua“ verbunden.

    Freu mich schon auf deine nächsten Erzählungen
    Liebe Grüße
    OPlapp

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