Von Plottwists und der einen Geschichte: über das Schreiben

Ohne Plan unterwegs? – Nö! – Mein Zwiespalt: wie viel Plan ist zu viel?

Gerade noch hatte ich die ersten Absätze eines neuen Blogbeitrags im Kopf und kaum sitze ich vor meinem Laptop und öffne das leere Dokument: Leere im Kopf. Die Worte sind wie weggeweht und übrig bleibt ein Bild, das ich vor ein paar Wochen für den Zweck dieses Beitrags aufgenommen habe.

Das Schreiben fällt mir in letzter Zeit wieder schwerer. Das bekommt ihr über meinen Blog deutlich zu spüren, meine Brieffreundin merkt das durch weite Zeitspannen, die zwischen meinen Briefen liegen und an meinem Buchprojekt macht sich das ebenfalls bemerkbar. Letztes Jahr ging es eine Weile sehr gut voran, dieses Jahr bewege ich mich schleppend vorwärts und plage mich mit Frustration und Zweifeln. Vor allem jedoch ersteres. Und ich weiß nicht – hänge ich gerade in der Geschichte fest oder hemmt mich der Alltag in meiner Kreativität. Dem Malen ergeht es nämlich aktuell ähnlich wie dem Schreiben.

Immerhin habe ich kürzlich in einem Podcast gelernt: Schreibblockaden gibt es nicht. Das Hemmnis weiterzuschreiben kommt daher, dass man sich mit einem essentiellen Punkt der Geschichte auseinandersetzt. Wenn man diesen überwunden hat, ist man einen großen Schritt weiter im Labyrinth der eigentlichen Geschichte. So ähnlich hat es Cornelia Funke, eine meiner Lieblingsautorinnen, in einem Interview1 beschrieben. Das gefällt mir. Es bedeutet also, dass ich gerade nicht hängengeblieben bin, sondern mich an einer sehr wichtigen Stelle in meiner Geschichte befinde. An einem Knotenpunkt, der möglicherweise die Basis legt oder die Richtung vorgibt für die nächsten Seiten und Kapitel.

Weil ich mangels Freizeit bzw. Freizeit, in der ich nicht zu müde bin um noch geradeaus denken zu können, in den letzten Wochen in keinen Schreibfluss gekommen bin, habe ich begonnen mich mit den Hintergründen und Zusammenhängen meiner Geschichte zu beschäftigen. Und ich möchte euch gerne ein Stück mitnehmen auf dieser Reise, von der ich selbst noch nicht weiß, wo sie hin geht. Blogbeiträge oder kurze Impulse schreiben ist eine Sache. Das mache ich in Momenten, in denen es mich gerade packt und dann tippe ich einfach drauf los – ohne einen konkreten Plan. Das kann befreiend sein. Ich greife die momentane Stimmung auf – so wie jetzt gerade – und nutze sie, bis sie mich wieder verlässt. Mit meiner Geschichte ist das eine andere Sache. Es braucht Zeit. Erstmal muss ich eintauchen, das Ende des Fadens finden, an dem ich das letzte Mal aufgehört habe, die Stimmung aufgreifen um dort weitermachen zu können. Dieser Prozess dauert mal länger, mal weniger lange und manchmal gelingt es mir gar nicht. Früher, vor 20, 25 Jahren, war es ein Leichtes. Ich habe mich, meist mit passender Musik, abends an meinen Schreibtisch gesetzt und war in einer anderen Welt, aus der ich manchmal nach ettlichen Seiten wie aus einem Traum aufgewacht bin, wenn mich nicht vorher jemand oder etwas geweckt hat. Ich habe mir keine Gedanken dazu gemacht, ich habe einfach drauf los geschrieben. Vielleicht war bzw. ist das der Schlüssel gewesen? Diese Leichtigkeit, die ich als Kind hatte, ist mir als Erwachsene verloren gegangen. Immer öfter finde ich mich im Zerdenken wieder. Ich suche nach Struktur, nach Ordnung – nach dem großen Plan. Ich möchte wissen, wo es hin geht.

Doch Schreiben bedeutet, dass eine Geschichte zu einem kommt (nicht anders herum), die einen nicht mehr loslässt. Man selbst ist dafür da, diese Geschichte aufzuschreiben. Man denkt, man weiß, wie sich die Geschichte verhält, doch sie nimmt einen mit und schlägt Wege ein, die man manchmal nicht vorhersehen kann. Die Figuren entwickeln ein Eigenleben und weigern sich hin und wieder, das zu tun, was man ihnen vorgeben möchte. Und gleichzeitig haben sie ein großes Interesse daran, dass ihre Geschichte aufgeschrieben wird.

Und ich? Ich sitze da, habe unzählige Bilder im Kopf und jongliere gleichzeitig stundenlang mit Begriffen wie „Plotpoint“ und „Plottwist“. Ich zerbreche mir den Kopf darüber, welches der perfekte Name für eine Buchhandlung wäre – hier habe ich im Übrigen immer noch keine zufriedenstellende Lösung – und überlege, welche Begleiter meine Helden auf ihrer Reise brauchen. Und während ich noch grübelnd über DER EINEN Geschichte sitze, flüstert es immer wieder von der Seite. Erzähl doch lieber mich. Schreib mich auf. Wie wäre es mit mir?

Wie heißt es doch: „Versuchungen sind da, um ihnen zu widerstehen“. Richtig. Wenn ich ständig links und rechts abbiege, komme ich (vielleicht) niemals ans Ziel. Neue Ideen und Geschichten werden dennoch nicht ignoriert, sondern landen handschriftlich gesammelt in meinem Notizbuch. Für später.

Vielleicht habe ich in den Jahren zu viele Bücher gelesen? Zu viele, um befreit darauf los schreiben zu können, weil ich so viele Geschichten kenne und schätze und deren Autoren bewundere für ihren Witz, für die Überraschungsmomente und für das Netz, dass sie beim Schreiben spinnen. Das möchte ich auch!

Das kann ich auch.

Wenn ich es auf meine Weise mache. Mit meiner Stimme.

Mal sehen, wo es mich hinführt. Wo sie (die Geschichte) mich hinführt.

Gerne nehme ich euch mit auf die Reise.

Moodboard für die aktuelle Ausgangslage meiner Geschichte

Mein Podcast-Tipp für Cornelia-Funke-Fans oder kreative Köpfe:


Weiterlesen zum Thema „Schreiben“ :

Begegnung mit einer Geschichte

Begegnung mit einer Geschichte (2)


Zum letzten Blogbeitrag:

Wertschätzung


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